Monday 27 August 2012

Hörempfehlung 1: Bonnie Prince Billy & Trembling Bells


Scheibengericht: 

Opulent

Bonnie 'Prince' Billy & Trembling Bells



von Christoph Wagner

Er gilt als verschrobener Kauz, der sich den Imperativen des Popbusiness’ verweigert. Will Oldham alias Bonnie ‘Prince’ Billy ist einer der originellsten Songschreiber der Gegenwart und ein außergewöhnlicher Sänger dazu. Als stilistischer Abenteurer durchkreuzt er die Welt der Musik in verschiedene Richtungen. Er hat sowohl mit Johnny Cash, Björk, den Silver Jews und Tortoise zusammengearbeitet. Mit der schottischen Gruppe Trembling Bells hat er gerade ein neues Album eingespielt, das wiederum in eine andere Richtung deutet: Folkrock steht auf dem Wegweiser geschrieben.

Das Quartett aus Glasgow verbindet auf eigenwillige Weise Folk und psychedelischen Rock mit Barock- und Country-Einflüssen, was es vom Gros der Bands des “Nu-Folk” abhebt. Bandleader und Schlagzeuger Alex Neilson hat Oldham 2005 bei einer Studiosession kennengelernt. Seither sind die beiden in Kontakt. Letztes Jahr nahm die Band an einem Tag zehn neue Songs auf. Die Rohfassungen wurden per Internet zu Oldham nach Amerika gemailt, der sich die Lieder einverleibte, Veränderungen vornahm und dann ins Studio ging, um seinen Gesangspart aufzunehmen. Entstanden ist ein Album, das üppig instrumentiert ist, eine fast barocke Opulenz besitzt, wobei manchmal sogar etwas zu dick aufgetragen wird. Oldhams Tenor harmoniert ausgezeichnet mit dem vibratoreichen Sopran von Leadsängerin Lavinia Blackwall. Manche Stücke sind um wunderbar singhafte Melodien herum konstruiert, andere fallen blasser aus. Oldham macht kein großes Aufhebens, sondern fügt sich nahtlos in den Gruppenklang ein. Wenn die Posaunen und Trompeten schmettern, die Geigen jubilieren und die Trommeln dröhnen, meint man geradewegs den Krönungsfeierlichkeiten des hübschen Prinzen Billy beizuwohnen, wären da nicht die Töne der verzerrten E-Gitarre.

Bonnie Prince Billy & Trembling Bells:The Marble Downs (Honest Jon’s Records)

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