Monday 18 November 2013

JAZZTRENDS: FREDERIK KÖSTER & DIE VERWANDLUNG in Tübingen

In den Wäldern der Herzen

Spitzenjazz mit Frederik Köster im Tübinger Jazzkeller


cw. Die neue deutsche Jazzelite ist jung, akademisch gebildet und spieltechnisch hochversiert. Sie steckt voller Ideen, die weit über die bekannten Formen des Jazz-Mainstreams hinausgehen. Nicht radikale Zertrümmerung lautet das Gebot der Stunden, sondern die raffinierte Vermischungen bekannter Stile. Im Jazz sind heute Alchemisten gefragt.

Neben dem Pianisten Michael Wollny und dem Posaunisten Nils Wogram zählt der Kölner Trompeter Frederik Köster zu den neuen Stars am deutschen Jazzhimmel. Sein Quartett heißt “Die Verwandlung”, was programmatisch zu verstehen ist und unterstreicht: Keine Komposition aus Kösters Repertoire beginnt so wie sie endet! Immer finden im Spielprozeß Häutungen und Verformungen statt. Die Strukturen ändern sich ebenso wie das klangliche Material. Rhythmuswechsel und dynamische Pendelausschläge finden statt. Manchmal spielt Köster seine Trompete mit Dämpfer, dann wieder mit einem elektronischen Hallgerät, womit sich mächtige Tongebilde erstellen lassen. Zeitweise klingt er so feurig wie Miles Davis, dann wieder agil und wendig wie Freddie Hubbard oder so samtweich wie Chet Baker.

Köster beherrscht nicht nur die Trompetenliteratur aus dem Effeff, sondern läßt sich darüber hinaus von Belletristik inspirieren: allein drei Stücke aus dem Programm, das er mit seinem Ensemble im Tübinger Jazzkeller bot, waren von Werken des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami beeinflußt und führten “tief in die Wälder der Herzen”, wie ein Songtitel hieß.

Kösters Mitmusiker – weit mehr als bloße Begleiter - folgten dem Bandleader auf dem Fuß und sprangen mit Bravour durch jeden Reifen, der ihnen hingehalten wurde. Virtuos nahm Pianist  Sebastian Sternal die Impulse auf und spann sie auf interessante Art weiter, während Kontrabassist Joscha Oetz nicht nur solistisch glänzte, sondern mit seinem dickbauchigen Saiteninstrument auch mächtig Dampf machen konnte. Als reines Dynamit erwies sich außerdem Schlagzeuger Jonas Burgwinkel, der als trommelnder Tausendhänder selbst den komplexesten Ryhthmusfiguren noch einen tänzerischen Swing abzugewinnen vermochte. In solcher Topform haben Köster und seine Mannen ihren Platz in der Spitzengruppe des deutschen Jazz mehr als verdient.

CD: Frederik Köster: Die Verwandlung (Traumton)

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