Saturday 21 March 2015

Drummer Jochen Rückert: Ein Kölner in New York

Lockerer Swing

Der Kölner Schlagzeuger Jochen Rückert hat es auf der New Yorker Jazzszene geschafft 




Konzert: 26. März, Jazzclub Singen / Gems

cw. 1998 wollte es der Kölner Jazzschlagzeuger Jochen Rückert wissen: Er zog nach New York! Etwas mulmig mag es ihm dabei schon zumute gewesen sein, gilt die New Yorker Jazzszene doch als die härteste der Welt. In keiner anderen Stadt gibt es so viele erstklassige Musiker – die besten auf dem Globus. Und gegen diese aberwitzige Konkurrenz wollte sich der Deutsche durchsetzen? Doch Rückert schaffte das Wunder! Er bestand den Test und wird heute selbst von Jazzstars wie John Abercrombie oder Pat Metheny als Drummer gebucht. Am Donnerstag, 26. März, kommt der Schlagzeuger nun mit seinem hochkarätigen Quartett auf Einladung des Jazzclubs Singen ins Kulturzentrum Gems.

Einst waren deutsche Jazzmusiker in den USA eine Seltenheit. Außer der Sängerin und Pianistin Jutta Hipp, dem Vibrafonisten Karl Berger aus Heidelberg und dem Multiinstrumentalisten Gunter Hampel aus Göttingen hat sich früher niemand in die Höhle des Löwen gewagt. Selbst Posaunenweltmeister Albert Mangelsdorff schreckte vor dem Sprung über den großen Teich zurück. Zu ungewiß und risikoreich erschien das Wagnis, wobei Jutta Hipp als warnendes Beispiel diente. Die Jazzvokalistin scheiterte in Amerika kläglich, hängte ihre musikalische Karriere an den Nagel, um fortan als Näherin ein dürftiges Auskommen zu verdienen.

Inzwischen sind die beiden Kontinente enger zusammengerückt und der Musikeraustausch hat sich vertieft. Amerikanische und europäische Jazzer spielen mittlerweile häufig sogar in gemeinsamen Gruppen zusammen. Überdies ist die Zahl der deutschen Jazzmusiker in New York beträchtlich gestiegen, wobei Rückert als einer der Angesehensten der Jazz-Emigranten aus “Germany” gilt.
 
Rückert, der im Mai seinen 40. Geburtstag feiert, machte sich zuerst auf der Kölner Jazzszene einen Namen, wo er an der Musikhochschule Schlagzeug studierte, um anschließend nach Amerika aufzubrechen. Nach einer schwierigen Anfangszeit, bei der es so manche Durststrecke zu überbrücken galt, hat er sich inzwischen nicht nur als Drummer und Begleitmusiker, sondern auch als Bandleader, etabliert. Was für einen exzellenten Ruf der Kölner mittlerweile in New York genießt, ist daran ablesen, dass in seinem Quartett Mark Turner spielt - einer der besten Jazzsaxofonisten der Gegenwart.

Rückert steht für einen flüssigen Stil, der locker swingt und in intensiven Improvisationen die subtilen Feinheiten der Jazzmoderne erkundet. Vom Schlagzeugschemel aus gibt er die Richtung vor und treibt mit federndem Trommelspiel seine Mitmusiker zu Höhenflügen an, um sie sicher durch die kniffligen Harmoniefolgen zu leiten. Im obligatorischen Drumsolo werden dann alle Register gezogen.  

Doch Rückert hat noch ein zweites musikalisches Standbein. Unter dem Namen Wolff Parkinson White tummelt er sich auf der Electronic-Szene. Dabei nutzt er die unfreiwilligen Wartezeiten auf Tourneen in Hotels und Flughäfen, um auf seinem Laptop neue Stücke zu entwerfen. Manchmal klingt es nach rasantem Drum ‘n’ Bass, dann wieder nach bedächtigem Dub. Seine umfassenden Rhythmuskenntnisse kommen ihm beim digitalen Komponieren zu gute. Auch auf dem Laptop spielt Rückert Schlagzeug - nur in elektronischer Manier.

Jochen Rueckert: We make the rules (Whirlwind)

Der Artikel erschien zuerst im Schwarwälder Bote.

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